Jahrzehntelang stand ein Fohlen, das der Künstler Werner Gurtner 1936 im Bambi-Look geformt hatte, still und unbeachtet am Freiburger Holbeinplatz. In den 80er Jahren aber wurde es über Nacht zum Kultobjekt: Immer wieder wurde das „HolbeinPferdle“ von unbekannter Hand mit mehr oder minder originellen Farben, Symbolen und Logos bedacht.
Der kunstinteressierte Freiburger Matthias Wolpert war von dem Pferd mit künstlerischem Anstrich so fasziniert, daß er vor drei Jahren eine Postkartenserie und einen Bildkalender herausgab. Gegen die ungezügelte Vermarktung der Kunst am Pferd wehrten sich die Erben des Bildhauers, doch im bundesweit beachteten Prozeß ums Urheber recht bekam der Fotograf zu- nächst recht. Obwohl das Urteil der zweiten Instanz, des Landgerichts Mannheim, noch aussteht, hat der 28jährige Matthias Wolpert eins draufgesattelt: Er gab jetzt ein hübsches Bilderbüchle über „das Chamäleon in Pferdegestalt“ heraus. Dargestellt ist darin auch eine Pferdle-Version, auf der Wolpert offenbar seine eigene Situation ironisch aufs Korn nimmt: Das Fohlen trägt Sträflingskleidung mit der Aufschrift „Angeklagt“.